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Paketlieferung


Die Person vor mir schleudert ein Päckchen nach dem anderen vor meine Füße. Verschiedene Größen, unterschiedlich schwer. Als sie geht, liegt da ein riesengroßer Haufen. Ich lass ihn ohne schlechtes Gewissen liegen. Weil: es ist nicht meins.

Kommt Dir das bekannt vor? Ganz bestimmt! Wir erleben das immerzu. In der Arbeit. Beim Einkaufen. Privat.

Wie oft knallen uns Menschen ungefragt ihren Frust vor die Füße. Und ganz oft verpackt in Anschuldigungen und (je nachdem wie gut man sich kennt) mit Sätzen, die verletzen können.

Sachlich gesehen steckt da meist Überforderung dahinter, Verletzungen, Trauer, schlechte Erfahrungen, Krankheit oder einfach ein schlechter Tag. Ist doch logisch, dass man da etwas gereizter ist und ganz schnell etwas auf andere projiziert. Logisch ist das schon, aber nicht nett.

Was macht die andere Person dann mit all den Paketen, mit all den Worten, mit all dem, was verletzt? Die steht dann da und geht vielleicht genauso weiter in ihren Tag und knallt dem nächsten die Speditionslieferung hin. Schade.

Ich lass mich nur noch ganz selten in solchen Situationen herausfordern. Wie ich das schaffe? Ich reflektiere schnell, ob mich das Thema wirklich betrifft, ob ich der Person eine Hilfe sein kann und vor allem auch sein möchte.

Das wirkt jetzt im ersten Moment sehr sachlich und anteilnahmslos. Doch glaub mir, ich bin ein sehr empathischer, hilfsbereiter Mensch. Das hat damit aber nichts zu tun. Mitgefühl und adäquate Hilfe sind wunderbar, doch sich die Pakete der anderen selbst aufladen, ist nicht notwendig. Und Spoiler: das hilft auch niemanden. Es führt nur dazu, dass man die eigene Ladung überschreitet.

Was machen wir nun?
Auf der einen Seite ein bisschen überlegen, bevor wir unsere eigene Verletzung jemanden ungefiltert vor die Füße knallen und auf der anderen Seite mehr reflektieren, ob eigentlich wirklich ich gemeint bin.

Das sagt sich so klug und ist oft schwer in der Umsetzung für beide Seiten. Doch wenn jeder einen wertschätzenden Blick für den anderen hat, egal wie gut man sich kennt, dann wird das schon klappen. Wir sitzen doch alle im gleichen Boot. Jeder ist mal überfordert, verletzt, allein, traurig, .... oder?