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Wackelt's außen, wackelt's innen?


„Also wenn das wackelt, dann wackelt das in dir bestimmt auch gerade.“

Ich kann mich noch ganz genau erinnern, dass das eine Yogalehrerin zu mir sagte, als ich in einer Balancehaltung versuchte angestrengt das Gleichgewicht zu halten. Es war in einer meiner ersten Yogastunden auf einem Yogafestival. In meinem Kopf ploppten gleich ganz viele Denkblasen auf: wackelt es in mir gerade? Ist irgendwas nicht in Ordnung? Ich dachte eigentlich schon? - Was dazu führte, dass ich wirklich von der Matte fiel. Wie blöd.

Immer wenn dann in Zukunft diese Haltung angesagt wurde, war es schon total wackelig ohne etwas zu tun. Ich war also noch angespannter und wollte mir beweisen, dass es in mir bestimmt nicht irgendwie in Ungleichgewicht ist. Schau her, ich fall nicht um, also bin ich ausgeglichen. Klappte natürlich nicht.

Inzwischen muss ich darüber schmunzeln, wie verkopft ich dieses Thema ganz lange angegangen bin. Oder wie lange dieser Satz der Yogalehrerin mich begleitet hat.

Ich will gar nicht sagen, dass da gar nichts dran ist mit der Ausgeglichenheit oder der Leichtigkeit spielerisch mit der Haltung umzugehen. Doch es ist noch so viel mehr dafür verantwortlich dafür, ob Du Dich halten kannst: Ist die Muskulatur Deines Standbeins schon stark genug? Können Dein Fuß und Dein Sprunggelenk das ausgleichen? Bist Du überhaupt bereit Dich darauf jetzt einzulassen? Denkst Du gleich ungeduldig an die perfekte Instagram-Endpose oder machst Du Dich gelassen auf den Weg, Stück für Stück?

Die Balance zu verlieren ist nichts Schlechtes. Erst dann wird Dir bewusst, was Dich hält. Das ist auch ein Stück vom Weg.

Ich verstehe jeden Ehrgeiz, jedes Fluchen, jedes verbissene Gesicht. Auf diesem Weg war ich auch schon. Eine Balancehaltung irgendwie hinzubekommen macht auch stolz. Hopp oder top. Es gibt kein dazwischen. Entweder Du kannst es halten oder es wackelt. Die Leichtigkeit damit umzugehen kommt mit der Zeit. Vor allem dann, wenn Du alles auf der Matte als einen Weg und einen Check-In nach innen siehst, dranbleibst bei Dir. Dann wirst Du mit der Zeit anders mit Dir umgehen.