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Ganz schön still


Deine Stimme ist das Instrument,

das deine Inhalte zum Klingen bringt.

(Beatrix Schwarzbach)

 

Schon mein ganzes Leben habe ich eine Affinität zu Sprache und der Arbeit mit der Stimme. Ich konnte sehr schnell lesen&schreiben und habe dann auch kaum was anderes gemacht. Tausende Blätter waren vollgeschrieben und Bücher habe ich verschlungen. In meiner Freizeit war ich fest verwurzelt in verschiedenen Musikgruppen und der Chorarbeit. Schon früh habe ich Chorleiterschulungen besucht, Stimmbildung selbst geübt und unterrichtet, mit meinen Freunden Musik gemacht.

Als es dann darum ging eine berufliche Richtung einzuschlagen, wollte ich intuitiv etwas mit Sprache machen und kam so auf das Berufsbild der Logopädin. Aber das war gar nicht so einfach damals mit einem erschwinglichen Schulplatz in der Nähe. Also bin ich Erzieherin geworden. Auch ein Beruf, der ohne Sprache nicht funktioniert.

Und nun als Yogalehrerin arbeite ich tatsächlich vorrangig mit der Sprache, mit meiner Stimme. Man kann Menschen mit den eigenen Worten einhüllen, ja fast zudecken. Man kann motivieren, Verständnis zeigen, ohne es wörtlich zu sagen und Stille an die richtigen Momente setzen. Ich liebe es mit der Stimme zu arbeiten.

Seit meiner Coronainfektion vor zwei Jahren setzt sich jede Erkältung leider genau da hin: auf meine Stimme. Es ist wie ein Off-Schalter. Nichts geht mehr. Ganz schön still.

Für mich bedeutet das dann aber leider auch nicht arbeiten, Stunden absagen, den Kindern nicht bei den Hausaufgaben helfen können, die Großtante nicht anrufen, das Kundentelefonat wegdrücken und auf eine Mail vertrösten. Wie schade!

Doch wenn ich mich jetzt ärgere, wird die Stimme nicht schneller wiederkommen. Also Geduld haben, Tee trinken und die Dinge erledigen, die man auch ganz still erledigen kann.

Es ist doch etwas, das wir immer und immer wieder lernen müssen: Dinge annehmen, die wir einfach nicht ändern können. Das hat auch etwas von Loslassen, Zulassen und frei werden für anderes.

Mir fällt das nicht immer leicht, aber ich werde besser darin. Wie geht es dir damit? Kannst du geduldig was so hinnehmen oder bist du dann eher sauer mit dem Leben? Erzähl doch mal!