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Weil das ist das, was im Herzen bleibt.


Ich erwarte meine Kinder wie aus dem Bilderbuch: mit gedecktem Tisch und ihrem Lieblingsessen.
Am Nachmittag hab ich schon Pläne für uns alle gemacht und die nächsten Tage sind zwar eng gestrickt, weil der Mann auf Dienstreise ist, aber es wird alles klappen.

Das große Kind kommt nach Hause, stochert im Essen, sieht mich mit glänzenden Augen an. So kleine müde Augen, die alles sagen. Krank.

Und was dann innerlich passiert, ist wie im Comic: Es fallen alle Planungen in sich zusammen, im Kopf verschieben sich alle Kalendereinträge wild hin und her. Aber unterrichten oder zu Besprechungen gehen mit Fieberkind, das geht nicht. Und bei allem Umplanen funktioniert es dann letztendlich nur, wenn manches gestrichen wird. Wenn man Entscheidungen trifft.

Stunden absagen ist nichts, was man gern macht. Schon gar nicht, wenn es der Hauptjob ist. Da nützt keine Krankschreibung für das Kind, da zahlt dann keiner den Ausfall. So ist das dann halt.

Und dann sitze ich neben diesem kleinen Häufchen mit den glühenden Bäckchen und halte ihre Hand. So wie früher als sie noch ganz klein war und gefühlt wöchentlich Fieber hatte. Ich denke an ihren kleinen Babykopf, an ihre mini Waden an denen ich Wadenwickel gemacht habe, an ihre heiße Haut an meiner. Ich erinnere mich an durchmachte Nächte, das wahnsinnig hohe Fieber, den Fieberkrampf, die Fahrt mit dem Krankenwagen und die Erleichterung jedes Mal als es ihr wieder gut ging.

An all das würde ich mich nicht erinnern, wenn ich dann nicht voll und ganz da gewesen wäre.

Da ist ein kleiner Mensch, der mir heute wieder zeigt, dass uns das Leben einfach lebt. Und dass es sich immer lohnt im Moment zu sein. Weil das ist das, was im Herzen bleibt. Meine Tochter wird sich nicht darin erinnern, dass ich drei Privatstunden abgesagt habe, aber dass ich da war.

Und glaub mir: ich fühle deine Zerrissenheit, wenn der Arbeitgeber, der Kollege, der Kunde Stress macht, weil man nicht kommen kann. Ich weiß wie es sich anfühlt! Aber was ich gelernt habe: wenn du dich fürs Kind pflegen entscheidest, bringt es niemanden was in Gedanken so zerrissen zu sein. Dir nicht, der Arbeit nichts und dem Kind nichts. Es blockiert nur den Moment.