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Sprachlos


Der Himmel sah den ganzen Vormittag nach Regen aus, doch jetzt scheint die Sonne warm auf mein schwarzes Sweatshirt. Unter meinen Schuhen knirschen kleine Steinchen. Im langsamen Tempo geht es an herrlich grün leuchtenden Hecken und blühenden Sträuchern vorbei. Die Luft riecht nach Frühling. Und dann ist es für einen Moment so, als würden sogar die Vögel kurz den Schnabel halten. Alles ist still als Papas Sarg in das schwarze Auto geschoben wird.

Dann steht man da. Direkt im Blick das Auto, das gerade verschlossen wird und rechts im gleichen Blickfeld leuchtet Mamas Grab. Das ist so ein Moment, wo ich am liebsten sagen würde: echt jetzt Leben, dein Ernst??

Ist es nicht so, dass wir an so einen Punkt nicht oftmals kommen?
Wenn der Tag in der Arbeit, mit dem Kind oder mit anderen Menschen so fordernd ist, weil sich ständig eine neue Herausforderung wie ein Kartenhaus aufstapelt und man ein Gefühl bekommt von „noch ein Ding und alles kippt“.

Manchmal ist man dann einfach sprachlos.

Sprachlos, weil man nicht weiß, woher man die Kraft und Zuversicht hernehmen soll oder weil man einfach mit dem Kartenhaus kraftlos zusammenfällt.

Ich habe immer viel Energie, Hoffnung und Humor. Es wirkt vielleicht nach außen immer so, als könnte mich nichts umwerfen. Wenn du in meine Yogastunden kommst und dir denkst: „die hat leicht reden: zulassen, loslassen blabla, da ist immer alles so easy bei der Yogatante“ - glaub mir: ich versteh dich!

Vielleicht hab ich einfach ein bisschen Glück, dass ich bisher all diese sprachlosen Momente in noch mehr Kraft und Stärke umwandeln konnte, weil ich den Moment so viel mehr schätzen gelernt habe. Ich möchte jeden guten Moment aufsaugen voller Dankbarkeit. - Damit die Karten weicher fallen, wenn das Kartenhaus mal wieder einstürzt.