Der erste warme Frühlingstag. Die Sonne scheint mit Kraft auf mein Tshirt, vor mir zerfließt das Stück Himbeertorte, Kinder springen durch Wasserpfützen vom letzten Regenguss. Das Café nutzt scheinbar jeden Millimeter des Außenbereichs voll aus, darum sitze ich mit meinem Stuhl quasi zwischen zwei Frauen, nur drehe ich ihnen den Rücken zu.
Sie bringen sich up to date, weil sie sich scheinbar lange nicht gesehen haben. Manche im Freundeskreis sind schwanger, andere sind von der Bildfläche verschwunden. Aber das Highlight: eine der beiden Frauen heiratet bald.
Wie schön! Sie erzählt von den Planungen und ehrlich, wir sitzen so nah, dass ich manchmal kurz davor bin meine Meinung dazu einfließen zu lassen oder Nachfragen zu stellen.
Doch es schwingt auch viel mit, was der Braut eigentlich nicht so gefällt. Sie betont immer wieder, dass ihr das wichtig wäre, aber sie das ihrem Verlobten nicht gesagt hat. Weil sie denkt, dass er das nicht möchte und er das jetzt nicht so eingebracht hat.
Und nein, es geht nicht um das Essen, die Farben oder solche Dinge, bei denen man völlig normal Kompromisse in Beziehungen eingeht. Es sind mehr Momente rund um so einen Tag, die wirklich Gewicht haben.
Ich hab mir gedacht wie schade wäre es, wenn dann so ein Beigeschmack bliebe: es war wunderschön, aber ich hätte das lieber so gemacht. Und der Punkt ist gar nicht, dass man immer alles so macht und bekommt, wie man das will. Viel mehr geht es darum, dass man darüber spricht und nicht erwartet, dass irgendwer von allein meine Wünsche und Bedürfnisse ins Rennen schickt.
Passiert uns das nicht immer wieder mal im Alltag? Kommt es so nicht oft zu Enttäuschungen, weil wir erwarten jemand anderes würde schon sehen, dass man eine Pause braucht, andere Bedürfnisse oder Werte hat?
Nun. Die Sache ist die: Niemand kann dir das abnehmen. Wenn dir etwas wirklich wichtig ist, dann sag es. Warte nicht darauf, dass jemand das errät. Und das ist nicht immer leicht, aber es befreit und schützt vor Enttäuschung. Ich wünsch dir den Mut dazu!