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Von Krähen und Skorpionen



Als ich mit Yoga angefangen habe, war ich völlig beschäftigt all die coolen Haltungen zu lernen. Ich wollte in der Krähe fliegen und am Besten gleich weiter springen in die nächste Asana. Wie bekloppt übte ich den Handstand, den Kopfstand, den Skorpion. Ich wollte meine Hände binden (also zusammenbringen), die Beine immer strecken können. Es sollte immer fortgeschrittener werden, machte Fotos davon, überlegte woran ich noch arbeiten müsste und war so eigentlich nur im Außen.

Und ich will das nicht verurteilen, weil es war eine wunderbare, abenteuerliche Zeit! Das viele Üben hat natürlich etwas mit meinem Körper gemacht: ich war tatsächlich flexibler und stärker. Das gibt dem Selbstwertgefühl einen Booster und Spaß macht es natürlich auch sich auszuprobieren, etwas Neues zu lernen, Erfolgserlebnisse zu haben. Darum verstehe ich jeden, der genau so seinen Weg zum Yoga findet, der unbedingt den Kopfstand lernen möchte und Yoga eher sportlicher nimmt.

Mit der Zeit hat sich mein Yoga, meine private Zeit auf der Matte, für mich verändert. Es ist viel stiller geworden. Die Haltungen kleiner, der Blick nach innen viel größer. Es ist ein bisschen so wie wenn man jedes Jahr an den gleichen Urlaubsort fährt und irgendwann das Gefühl hat alles gesehen zu haben und dann mal Zeit hat einfach zu Sitzen und zu sein.

Und dann gibt es wieder Phasen in denen es auf der Matte wieder laut werden muss und ich ein Ventil finden muss um mich auszugleichen. Wie gestern: da war es mir so sehr nach auf den Händen sein. Ich übte den Handstand, den Unterarmstand, den Kopfstand, den Skorpion. Solange, bis meine Arme nachgegeben haben und ich in Balasana friedlich auf der Matte lag.

Da ist sie wieder, diese Sache mit der Balance....

And don't forget: ich schreibe hier nur von meinen Erfahrungen und Gefühlen. Es ist nicht das Eine besser als das Andere. Deine Zeit auf der Matte kann immer alles sein: fordernd, still, aktiv, abenteuerlustig, tanzend, atmend. - Lebendig wie das Leben eben.

Wie geht es Dir damit? Merkst Du auch, dass sich Deine Zeit auf der Matte immer wieder verändert?