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Nackig auf der Matte



Das, was auf meiner Matte passiert (oder nicht passiert) entsteht bei mir ganz oft einfach daraus, worauf ich im Moment Lust habe. Denn Yoga ist für mich nie etwas, was ich leisten muss - sondern möchte. Das kann alles sein: von restorativem Dahinschmelzen bis hin zum Zerfließen beim Power Yoga. Und doch bin ich auch überzeugt davon, dass man (sicher oft auch unbewusst) genau die Praxis wählt, die wie ein Spiegel zur derzeitigen Lebenssituation passt.

Manchmal überwiegt bei mir der Ehrgeiz und das Ego. Dann will ich unbedingt was schaffen, etwas erreichen und habe auch Freude daran ein Chaturanga, den Skorpion, eine Armbalance immer und immer wieder zu probieren. Mich dabei zu korrigieren und wieder von vorne anzufangen.

Und dann gibt es Zeiten da fühlt es sich besser an weniger körperlich zu sein. Kleine, liebevolle Bewegungen zu spüren. Genussvoll Katze und Kuh immer und wieder zu üben. Die Verbindung spüren. Atmen. Sein.

Ich mochte viele Jahre Rückbeugen nie so besonders. Mir war das zu offen, zu verletzlich und auch echt zu anstrengend. Jeder Yogalehrer (ja, ich bin nicht so gut im gendern: ich meine natürlich alle), der am Anfang der Stunde schon verkündet hat, dass mein Endgegner heute das Thema ist, war nicht mein Freund. Auf der Matte macht man sich ohnehin so "nackig" und dann sollte ich noch mein Herz so ungeschützt freilegen.

Als ich neulich in einer ruhigen Minute mal reflektiert habe, was ich eigentlich im Moment so intuitiv am meisten auf der Matte übe, ist mir aufgefallen dass es vor allem Herzöffner sind. Und ich bin mir sicher, dass es von all dem Herzschmerz kommt, den ich verspüre. Diese Spaltung, die überall geschieht. Die riesengroße Belastung durch den riesigen C-Haufen. Da ist so viel Sehnsucht in mir dass die Herzen der Menschen ganz offen und weit werden und zwar in erster Linie für sich. Und das mein ich auch nicht egositisch, sondern selbstliebend. Wenn wir unsere Herzen weit machen, wenn uns sprichwörtlich das Herz aufgeht, dann entsteht da auch Raum für den anderen.

Was übst Du zur Zeit am liebsten auf der Matte?